Ein Sparkassen-Banker und eine ehemalige Verwaltungsbeamtin – seriöser geht’s nicht. Wer Ralf Lenik und Manuela Stolp nicht kennt, käme wohl kaum darauf, dass die beiden Osterdorfer in den kommenden zweieinhalb Monaten ein “närrisches Doppelleben” führen werden. Doch der Fasching hat dem diesjährigen Prinzenpaar der Treuchtlinger Karnevalsgesellschaft (KGT) bislang stets Glück gebracht – am Lostopf und in der Liebe. Warum also nicht etwas zurückgeben und dabei zugleich ein bisschen den alltäglichen Ernst ablegen?

Erste „Faschingserfahrungen“ hat Manuela Stolp in ihrer Zeit beim Pappenheimer Spielmannszug gesammelt. Als dieser noch vom Treuchtlinger Kapellmeis­ter Günther Hüttinger geleitet wurde, war sie als Querflötistin „immer wieder auch bei den kleineren Umzügen in Köln dabei“. Auch den Weiberfasching und den Karneval im eigenen Dorf ließ die gebürtige Osterdorferin, die nächs­te Woche ihren 39. Geburtstag feiert, schon damals selten aus.

Ralf Leniks Faschings-Vorgeschichte ist dagegen „eher überschaubar“. Als der Langenaltheimer vor 13 Jahren als Bankchef nach Treuchtlingen kam, waren die Prunksitzungen und später auch die Benefizgala der KGT zunächst Pflichttermine. Dann aber merkte er, „dass das eine schöne Truppe mit einem guten Miteinander ist“ – und war als Elferratsmitglied öfter mit von der Partie.

So kam es auch zum ersten „Faschingsglück“ des Prinzenpaars. Seine heutige Lebensgefährtin und Prinzessin kannte Lenik nämlich noch aus der Lehrzeit in Pappenheim – er bei der Sparkasse, sie bei der Stadtverwaltung. „Danach haben sich unsere Wege aber getrennt, bis ich Manuela 2015 beim Auftritt der KG-Tänzerinnen beim Wallifest wiedergetroffen habe“, erzählt der heute 42-Jährige.

Ihren Ruf als Glückspilze untermauerten die beiden – mittlerweile als Paar – in den nächsten drei Jahren bei der Benefizgala: 2016 zogen Lenik und Stolp bei der Tombola den Hauptgewinn, im Jahr darauf holten sie den zweiten Preis, und im vergangenen Jahr war es erneut einer der größeren Gewinne. Vielleicht schon ein Hinweis auf das kommende Prinzentum…

„Prinz günstig abzugeben!“

Den Wink mit dem Zaunpfahl gab schließlich KGT-Präsident Patrick Geiger. Als Lenik und Stolp ihren Haushalt zusammenlegten, war dieser gerade ebenfalls mit seiner Partnerin zusammengezogen und hatte im Internet zahlreiche doppelt vorhandene Geräte zum Verkauf angeboten – die die beiden Osterdorfer gut brauchen konnten. „Wir haben immer wieder Sachen von Patrick ersteigert“, erinnert sich Lenik: „Einen Rasenmäher, einen Häcksler, ein Gartenhaus und einen Dörrautomaten.“ Irgendwann fiel das natürlich auf, und in einem Schriftwechsel bot Patrick Geiger schließlich scherzhaft an: „Faschingsprinz günstig abzugeben!“

Das waren also die „Brotkrumen“, die zum Amt des Prinzenpaars in der nach 2011 zweitlängsten Faschingssession dieses und des kommenden Jahrzehnts geführt haben. Bis zum 6. März haben Manuela II. und Ralf I. nun viel vor. „Anfangs waren die Auftritte noch überschaubar. Wir mussten ja auch immer einen Babysitter finden“, sagt Manuela Stolp. Seither kämen jedoch dauernd neue Termine hinzu – allerdings auch schöne, wie etwa das Prinzentreffen und die „Neidhammel“-Sitzung in Nürnberg, ein Besuch in der Faschingshochburg Greding oder der traditionelle Prinzenflug.

„Ich lasse mich überraschen und frage mich beim Hofmarschall von Termin zu Termin durch“, so die Prinzessin. „Uns ist es aber wichtig, dass wir auch vor Ort viele Besuche machen, zum Beispiel beim Kinderfasching, im Seniorenheim oder bei Regens Wagner“, ergänzt ihr Prinz. Lustig finde er es, wenn die Kleinsten in der Garde „Hallo, Herr König!“ zu ihm sagen.

Von stolz über erstaunt bis “schrecklich”

Apropos Kinder: Davon hat Manuela Stolp gleich drei. Marco ist mit vier Jahren der Jüngs­te und fand es bei der Bekanntgabe am 11.11. erstaunlich, dass seine Mama es nicht abgelehnt hat, Prinzessin zu werden. Marina, mit sieben Jahren die Mittlere, gefällt das Faschingstreiben dagegen, sie tanzt seit kurzem in der Kindershowtanzgruppe. Zuerst traurig und dann richtig stolz war sie, als sie bei der Faschingsdämmerung anfangs nur ganz kurz mit auf die Bühne sollte, dann aber sogar das Krönchen anprobieren durfte.

Die zehnjährige Michelle mag’s indes nicht so kitschig und fand es „anfangs schrecklich“, dass ihre Mutter Prinzessin werden sollte. Und jetzt? „Naja, es geht“, meint sie gnädig.

Noch warten muss Manuela II. auf ein ganz besonderes Zeichen ihrer Prinzessinnenwürde: ihr prunkvolles Kleid. „Ich habe noch nie einen Reifrock oder ein Hochzeitskleid angehabt“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Schon das Auswählen der Stoffe und Schnittmus­ter zusammen mit KGT-Schneiderin Dagmar Pössnicker sei „ein Riesenaufwand“ gewesen. Bis zum Rathaussturm am 12. Januar muss das Prachtstück fertig sein.

Um seine Seriosität macht sich Prinz Ralf I., der auch beim Gewerbeverein, im Technischen Hilfswerk und im Lions Club aktiv ist, übrigens keine Sorgen: „Freunde und Kollegen waren alle positiv überrascht, dass wir den Mut haben, das zu machen.“

Auszug aus dem Treuchtlinger Kurier vom 05.01.2019 / TK – Patrick Shaw