Da waren die Lachmuskeln gefordert: Bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen haben sich Kabarettisten aus ganz Franken von ihrer besten Seite gezeigt.

Gab es in den Vorjahren noch zwei Abendprunksitzungen bei der KG, so fand am Samstagabend unter Leitung von Elferratspräsident Patrick Geiger die einzige der Session statt – mit einem durchaus respektablen Programm, das hier in Ausschnitten wiedergegeben ist.

Taxifahrer Bernhard Ottinger aus Fürth: Was man nicht alles so erlebt als Taxler. Da denken doch die Nordlichter in Hamburg tatsächlich, das Autokennzeichen „FÜ“ steht für Füssen – und sind stark verwundert, als sie herausfinden, dass es zu „Färdd“ gehört. Doch Bernhard Ottinger kann aufklären, was aus dem „ü“ passiert ist und beschreibt ganz treffend, wo die Stadt denn liegt: „Bei München.“
Ja, die Hassliebe zwischen Nürnberg und Fürth zieht sich auch durch die Verwandtschaft, wie sich beim gemeinsamen Weihnachtsfest in Nürnberg zeigt, das für den Besucher aus Fürth durch ein Lied ganz schnell vorbei ist: „Alle Jahre wieder, kommt der FCN, in die zweite Liga…“ Doch es gibt auch Verwandtschaft, derer man sich nicht entledigen kann: die Ehefrau. Ottingers Gattin leidet am „Baum-Syndrom“ – jedes Jahr kommt ein Ring dazu und sie wird größer: „Nicht in der Höhe, eher in der Ost-West-Ausdehnung.“ Die Pointen sind erwartbar, die Lacher kommen an und treffen den Humor der Gäste.

Der „Weitstein-Sepp“ Hubert Stanka aus Dietfurt: Der ehemalige TK-Chef hat die Bürokleidung mit dem Blaumann getauscht und betreibt nun wertvolle Integrationsarbeit in den Gaststätten der Stadt: Ob Chianti, Rioja oder Reiswein – jeden Abend gibt es einen anderen Tropfen aus einem anderen Land. In Dietfurt selbst kommt sogar Bier aus Wettelsheim auf den Tisch. Nur am Sonntag legt der Sepp eine Trinkpause ein und macht sich Gedanken über die Zukunft der Stadt: Kommt ein Dieselfahrverbot am Walli? Wäre der Neubau der Senefelder-Schule schon fertig, wenn man sie von der Firma Altmühltaler hätte errichten lassen? Und wie geht es mit dem alten Stadtkrankenhaus weiter, wo doch der ehemalige Chef der Bezirkskliniken aus dem Amt gejagt wurde? Was auch kommt, Bildung sei wichtig und dank Künstlicher Intelligenz bestehe auch für die Politiker noch eine Hoffnung. Der ein oder andere Witz ist sehr tiefgründig und muss sich noch setzen, bevor er beim Publikum ankommt.

Ballonkünstler Tobi van Deisner aus Schwaben: Der Ballon- und Zauberkünstler gibt sich am Anfang recht tollpatschig. Ein einfacher Hund, gefaltet aus einem langen weißen Ballon muss reichen. Doch van Deisner merkt, dass er damit beim Publikum nicht ankommt, also bastelt er einen Hund mit Mund – oder vielmehr gesagt: mit dem Mund. Treuchtlingens Faschingsprinzessin Manuela II. hat dem Tierchen zunächst noch einen Kuss versprochen, verzichtet dann aber lieber trotzdem, nachdem nicht ausgeschlossen ist, dass noch ein wenig Speichel an dem Tier hängt.
Für einen Zaubertrick hat sich van Deisner eine „Freiwillige“ aus dem Publikum geholt. Judith soll sich eine Spielkarte merken – doch wo der Künstler auch sucht, er findet die ihm unbekannte Pik-Sieben nicht. Doch dann vermutet er sie in einem gut 30 Zentimeter großen, unaufgeblasenen Ballon und bietet an, in diesen zu gehen, um die Karte zu holen – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit dem Laubbläser erreicht das rosafarbene Gummiteil eine ungeheure Größe. Van Deisner stülpt sich den Ball über den Kopf – nur um dann wenige Momente später komplett darin zu verschwinden. Und siehe da: Er entdeckt die Pik-Sieben und lässt sich als Dank von seiner Assistentin ein Küsschen abholen. Eine spektakuläre Nummer, die mit viel Applaus belohnt wird.

Kabarettist Oliver Tissot aus Nürnberg: Er ist zurückgekehrt nach Treuchtlingen – in „die Stadt der Flaschen“, wovon das Altmühltaler Hochregallager auch schon von weitem zeugt. Bereits bei der zweiten Prunksitzung im vergangenen Jahr hat Oliver Tissot für eine gute Stimmung in der Stadthalle gesorgt – und auch heuer wieder die Menschen mit einer gut vorbereiteten Nummer über das aktuelle Treuchtlinger Stadtgeschehen mitgerissen. So verstehte er nun den Sinn des neuen Brunnens am Wallmüllerplatz. Habe man früher bei zu schwacher Blase gesagt „Ich hab mir in die Hose gebrunst“, so lässt sich dieses Malheur einfach mit den Worten „Ich war am Wallmüllerplatz“ überdecken. Für den Zustand, wenn es innen trocken, aber außen feucht ist, gibt es auch das passende Wort – „treucht“. Tissot geht auf sämtliche Baustellen der Stadt ein, etwa auf die SeneFEHLder-Schule, bei der sich wohl einige Fehler eingeschlichen haben. Ebenso wie die Bahn, die ihre Azubis nur auf den Campus schickt, weil da die Anbindung besser sei: Zwar kommt kein Zug, dafür kam der Bus. Und weil es kein Geld mehr für die große „Garage von der Feuerwehr“ gab, hat die knallharte Konsequenzen gezogen und ihr Grillfest abgesagt – „das hat aber niemanden brennend interessiert.“Für die Stadt sieht Tissot eine positive Zukunft, denn der Brunnen am Wallmüllerplatz habe sich zur wahren Quelle der Jugend entwickelt: „Da gehen Männer hin und kommen Buben heim.“ So positiv, dass sogar das Stadtkrankenhaus mit der Geriatrie schließen könne. Nun müsse aus dem Altmühltaler Mineralbrunnen noch der „Jungmühltaler“ werden, dann lasse sich dies besser vermarkten. Oliver Tissot hat viel Wortwitz gezeigt und wieder den passenden Ton getroffen, dafür gab es reichlich Applaus.

Die Tanzgruppen der KG: Auch die Schautanzgruppen der Karnevalsgesellschaft haben wieder eine fehlerfreie Vorstellung abgeliefert. Für die Kindershowtanzgruppe ging es in blauen Kostümen in die Welt „unter dem Meer.“ Die Kindermarschtanzgruppe hat ihre übliche Vorstellung gezeigt. Die Juniorengarde brach auf zu einer „Reise um die Welt“ mit Kostümen und passenden Liedern aus Bayern, den Vereinigten Staaten, Indien und Korea. Showmariechen Elena Avgoustis gab die „Hüterin des Lichts“ und zeigte, wie sich ein menschlicher Körper verbiegen lässt. Für die Prinzengarde zählte nur die Liebe, wie sie in ihrer Vorstellung zeigte. Und den Abschluss bildete der Showtanz der Elferräte, ihrer Frauen und den Trainerinnen, die „Mystische Märchen“ aus der Treuchtlinger Geschichte zeigten.

Auszug aus dem Treuchtlinger Kurier vom 18.02.2019 / TK – Benjamin Huck