Mit ihrer Entscheidung über das diesjährige Faschingsprinzenpaar hat die Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen einen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet. Gilt doch das Verhältnis zwischen Treuchtlingern und Weißenburgern derzeit als arg zerrüttet – Wasser und Schuhe, Sie erinnern sich. Also haben die KG-Verantwortlichen für die nächsten drei Monate Jacqueline I. und Florian I. (Kohler) auf den Thron gehoben.

Auch wenn sich der neue Prinz etwas geziert hat, wollte er den Samstagabend doch gemütlich mit Jogginghose auf der Couch verbringen. Und so kam er auch in Jogginghose und Parka gekleidet und schreiend in die Treuchtlinger Stadthalle, seine Gemahlin fragend, warum sie ihm das antut. Aber keine Sorge, alles war nur gespielt, ist Florian als Mitglied der Theatergruppe Solabühne Solnhofen doch geübt in komödiantischen Auftritten, die er auch schon bei den Prunksitzungen der KG zum besten gegeben hat.

Florian hatte schon eine gewisse Vorahnung, als KG-Präsident Patrick Geiger ihm Mitte Oktober schrieb, dass er eine Frage bezüglich der Faschingsdämmerung habe. Eigentlich wollte er sämtliche Rollos herunterlassen, um sich zu verstecken. Doch Jacqueline fand es einen guten Anlass, zehn Jahre nach ihrer Hochzeit nochmal ein edles Kleid anzuziehen. Nach einer Packung “Prinzenrolle” und ein paar Bier war der Prinz in spe dann überzeugt.

Zwischen der 32-jährigen gebürtigen Weißenburgerin und dem 34-jährigen Treuchtlinger hat es vor zehn Jahren gefunkt, seitdem sind sie ein Paar und haben in beiden Städten gewohnt. Inzwischen haben sie ihr Domizil im laut Florian “schönsten Stadtteil Treuchtlingens” gefunden: am Patrich. Dort leben sie mit ihren Töchtern Luisa (7) und Lina (4), die beide in der Garde tanzen.

Jacqueline verbringt ihre Zeit am liebsten im Garten und mit ihren Kindern zusammen, auch nachmittags, wenn sie von ihrer Arbeit im Schambacher Kindergarten nach Hause kommt. Florian war nach seinem Studium zunächst in der Stoßfänger-Branche aktiv, doch da gab es für ihn zu wenig Schotter – weshalb er nun in der Natursteinbranche in einem ortsansässigen Unternehmen arbeitet. Zum Ausgleich geht es auf den Tennisplatz für die Clubs aus Solnhofen und Pappenheim. Und wenn den beiden Kindergarten und Steine zu viel werden, packen sie ihre Töchter und fahren mit ihnen ans Meer, am liebsten auf einen Campingplatz.

Doch bis zum Aschermittwoch (26. Februar) ist an Urlaub erst einmal nicht zu denken. Von ihren Vorgängern Manuela Stolp und Ralf Lenik gab es Kappe und Diadem zur Krönung, ab sofort wartet auf Jacqueline und Florian ein straffes Programm – mit Rathaussturm, Benefiz-Gala, Kinderbällen und Prunksitzungen. Also wird sich der Prinz nun an mehreren Samstagabenden aus der Jogginghose quälen und den edlen Zwirn anziehen müssen.

Auszug aus dem Treuchtlinger Kurier vom 11.11.2019 – Benjamin Huck