TREUCHTLINGEN – Pünktlich dimmt die Beleuchtung im bis auf den letzten Platz ausverkauften Festsaal der Treuchtlinger Stadthalle herunter, der Vorhang fällt und eine eindrucksvolle Lasershow kündigt den Beginn der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen und damit einen der Höhepunkte des diesjährigen Karnevals an.

KG-Präsident Patrick Geiger begrüßt die Anwesenden, allen voran natürlich das amtierende Prinzenpaar Larissa I. und Jonas I. sowie im Verlauf des Abends weitere Ehrengäste. Die Tanz-Darbietungen eröffnen die Cowboys und Cowgirls der Kindershowtanzgruppe, gefolgt vom Kindertanzmariechen Clara Hoffmann sowie der Kindermarschtanzgarde.

Zudem bietet die Juniorengarde einen eindrucksvollen Marschtanz dar, ein späterer Showtanz unter dem Motto „Eine Welt voller Süßigkeiten“ folgt. Dazwischen hat das Tanzmariechen Valentina Stöhr ihren Auftritt unter großem Applaus.

Es ist immer wieder höchst erfreulich zu sehen, mit welcher Begeisterung Kinder und Jugendliche die nicht gerade einfachen Choreografien und Tänze monatelang trainieren und im Karneval darbieten. Auch den ausschließlich ehrenamtlichen Trainern und Betreuern muss man großen Respekt dafür zollen. Präsident Geiger hat schon mehrmals vergeblich versucht, ihn nach Treuchtlingen zu bekommen: Thomas Väth, der „Schmied aus Malle“ und – nach eigenem Bekunden – künftige König von Mallorca erklärt den Zuhörern, wer dort welche Lieder singt.

Danach ist es für die Prinzengarde der KG Treuchtlingen soweit: Sie zeigt zunächst ihren Marschtanz, eintrainiert von Tommaso Pellegrini, mit einer erstaunlichen Präzision: Jeder Schritt und jede Bewegung aller Tänzerinnen absolut synchron, beneidenswert die Gelenkigkeit und die Kondition der jungen Damen.

Bei einem weiteren Showtanz zeigen sie ihren (Aus-) Flug nach „Malle“. Nach der Tanzpause mit Rudi Schraufstetter erleben die Gäste die Welturaufführung des Musicals „Rock of Ages“, von und mit der KG Treuchtlingen.

Verarbeitet wird dabei die jüngere politische und wirtschaftliche Stadtgeschichte Treuchtlingens. Nach 24 Jahren im Amt erlebt der jetzige Altbürgermeister eine herbe Niederlage. Zwölf Jahre sinnt er auf Revanche und kommt zur Einsicht: Eine Frau muss es richten. Das Wunder geschieht: Er findet tatsächlich eine, die sich das antun will und die Wahl gewinnt.

Nun hat Treuchtlingen einen Altbürgermeister, einen Ex-Bürgermeister und eine Neubürgermeisterin. Damit der Exbürgermeister – noch zu jung für die Pension – nicht mehr auf der Straße steht, wird er vom Landrat zum Stellvertreter seines Stellvertreters berufen.

Doch dann schießt sich der Landrat auf die Altmühlstadt ein und will alle Treuchtlinger Gebäude wegen maroden Brandschutzes schließen. Zunächst die Sene, hier tut er sich ja leicht, sie gehört ihm ja zum größten Teil selbst. Danach plant er, auch die Treuchtlinger Stadthalle mit der gleichen Begründung zu schließen.

Er wagt es jedoch nicht, dies persönlich mitzuteilen und schickt deshalb seinen Co-Co-Landrat, um die Nachricht zu überbringen. Diese Halle ist allerdings die langjährige Heimat der KG Treuchtlingen und so hat der Landrat dieses Mal in ein Wespennest gestochen.

Die KG übernimmt kurzerhand die Regierungsgeschäfte der Stadt, setzt ein Prinzregentenpaar ein und die Bürgermeisterin ab. Dieses beauftragt den Stadtbauhof, eine Dose Brandschutzfarbe und einen Rauchmelder zu kaufen und in der Stadthalle mit der Farbe alles anzustreichen, was brennen könnte. Die Brandgefahr ist behoben und der Co-Co-Landrat wird zum Haupt-Landrat zurück gesandt. Den Beifallstürmen nach zu urteilen, wird dieses Musical demnächst am New Yorker Broadway aufgeführt.

Josef „Bäff“ Piendl, Humorist und Liedermacher aus der Oberpfalz, kann man ja schon als Stammgast der Prunksitzung bezeichnen. Da es niemand aus der KG wagt, die anwesende Prominenz zu „derblecken“, hat man den scharfzüngigen Gstanzl-Sänger dafür engagiert. Dieser erfüllt seinen Auftrag gewissenhaft.

Bei einem Gstanzl über einen Trockenbauer aus dem Gefolge von Prinzessin Larissa wird ihm plötzlich die Kehle trocken – er droht jämmerlich zu verdursten. Ein Fall für den obersten Bürger unseres Landkreises: Der Landrat springt sofort auf, eilt zur Theke, besorgt zwei Gläser Bier und flößt eines davon dem Bäff ein, der ja keine Hand frei hat, weil er seine „Quetschn“ halten muss.

Der Liedermacher gibt ihm noch den guten Rat, dass er sich künftig nicht mehr in die erste Reihe direkt vor der Bühne setzen darf, wenn er nicht so „derbleckt“ werden möchte. Am Ende des Auftritts tobt der Saal und fordert lautstark Zugabe.

Ines Procter, die „fränkische Putzfraa“ hatte am Vortag ihren Auftritt vor einem kleineren Publikum und ein paar Ehrengästen in Veitshöchheim noch intensiv geprobt, um bei der Prunksitzung in Treuchtlingen intensiv durchzuputzen.

Sie nimmt die Wasserknappheit aufs Korn und teilt mit, dass sie in Zukunft nur noch nachhaltig putzen wird. Das Tropfwasser der Klobürsten wird künftig aufgefangen und zum Kaffeekochen wiederverwendet.

Auf die Frage des „Treuchtlinger Kuriers“ an das Prinzenpaar, wie sich denn die extrem kurze Faschingszeit in diesem Jahr bei ihnen bemerkbar machen würde, erklären sie, dass man versuche, hauptsächlich alle Termine in Treuchtlingen und näherer Umgebung wahrzunehmen und Auswärtstermine bei befreundeten Karnevalsvereinen eben notgedrungen streichen müsse. So gesehen wird der nächste Karneval etwas entspannter.