Was machen Larissa I. und Jonas I. eigentlich sonst so? (ARTIKEL VON GEORG LINDNER)
TREUCHTLINGEN – Bei der Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen (KG) ist es üblich, dass jährlich ein neues Prinzenpaar gekürt wird, das in der fünften Jahreszeit regiert und den Verein nach außen vertritt. Gerne waren dies bislang auch schon etwas länger verheiratete, entsprechend ältere Paare. Bei der KG Treuchtlingen hat man sich nun für das jüngste Paar seit längerer Zeit entschieden.Mit der 24-jährigen Larissa Herrmann und dem 27-jährigen Jonas Hüttinger regiert ein junges, unverheiratetes Paar. Wer dabei schon seit Kindesbeinen bei der KG aktiv ist, wurde beim Hausbesuch in Höfen bei Rehlingen schnell klar: Prinzessin Larissa I. ist seit 2005 aktiv im Verein; dass ihr Freund dann zwangsläufig auch mit den Karnevalisten in Berührung kam, ließ sich kaum vermeiden.
Seit zwei Jahren ein Paar
Seit gut zwei Jahren ist das Paar zusammen, und von Beginn an war der Prinz auch immer wieder bei den Terminen seiner Liebsten zugegen. Dass er dabei so nebenbei auch schon „geimpft“ wurde, dass mal eine Karriere als Prinz auf ihn zukommen könnte, berichtet der gelernte Agrarbetriebswirt mit einem Lächeln im Gespräch.Letztlich wurde es dem Paar vergangenes Jahr im Spätsommer im ersten gemeinsamen Urlaub klar. „Wir waren gerade auf einer griechischen Insel, als wir die Nachricht vom Verein bekamen, dass man sich mal unterhalten müsse. Da wussten wir schon, dass was im Busch ist und man uns wohl die Prinzenpaar-Würde antragen will“, so die Prinzessin, die als langjähriges Faschingsmädel davon schon geträumt haben dürfte.Im wahren Leben ist sie in der AWO-Pflege- und Psychiatrieeinrichtung in Langenaltheim beschäftigt, wo sie als Masterabsolventin im Bereich Soziale Arbeit unter anderem die Betreuungsassistenten leitet und auch sonst viel für die Menschen mit psychischen Einschränkungen leistet. Knapp 100 Bewohner sind dort in der offenen Psychiatrie und der beschützenden Pflege untergebracht, im Umgang mit diesen wünscht sich die Prinzessin mehr Offenheit in der breiten Bevölkerung.„Die Arbeit mit den Menschen ist wirklich sehr schön, ich kann mit und für sie viel bewegen“, so die 24-Jährige, die auch als Schulweghelferin für Grundschüler in Treuchtlingen ihren Beitrag leistet.Dass sie auch bei der KG aktiv ist, versteht sich von selbst: Nachdem Larissa erst im vergangenen Jahr mit dem Tanzen dort aufhörte, engagiert sie sich nun als Trainerin der Kinder-Showtanzgruppe, zwei Jungs und 21 Mädels zwischen 5 und 8 Jahren betreut sie hier. Und das nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als man gemeinhin denken würde. Ab Juni beginnt für die Kinder das Training für die nächste Faschingssaison, während die älteren Gruppen bereits wieder ab März ihre Tänze und Formationen einüben.Wenngleich er mit der Landjugend Rehlingen auch schon seit Längerem beim Organisieren des dortigen Faschings beteiligt war, stellt sich beim Prinzen die Lage doch ganz anders dar. Jonas arbeitet bei einem Lohnunternehmen in Haag und ist seit jeher fest in der Landwirtschaft verwurzelt. Seinem Vater hilft er fast täglich beim zeitintensiven Milchvieh. Die Hofübergabe stehe zwar auch demnächst mal an, ob er, wie seine Vorfahren, den Hof im Vollerwerb führen kann und will, sei aber fraglich: „Mit den vielen Entscheidungen der letzten Wochen in Berlin kann man halt kaum vernünftig planen, das ist es, was viele junge Menschen aus der Landwirtschaft vertreibt.“
Keine Frage also, dass auch er bei den Protesten der letzten Wochen aktiv dabei war. Und das natürlich mit seinem Bulldog, auf den die Prinzessin fast ein wenig neidisch ist: „Von dem hat er mehr Bilder als von mir“, scherzt Larissa, die auf dem Hof natürlich auch manchmal mit anpackt.
Feiern bei der Luftflotte
Was die Zukunft bringt, ist aber fraglich: Viehhaltung im Nebenerwerb gehe eben kaum, so Jonas, und dass bei Wegfall der Subventionen der Beruf eigentlich nicht mehr rentabel ist, sei ihm klar. Für Abwechslung in den gerade so schweren Zeiten für die Landwirtschaft sorgt daher der ganze Faschingstrubel.Neben den Auftritten in Treuchtlingen und Umgebung führte ein Termin das Prinzenpaar sogar an den Nürnberger Flughafen, direkt im dortigen Terminal feierten sie mit anderen Prinzenpaaren aus Franken dort bei und mit der „Nürnberger Luftflotte“. Mittlerweile waren die beiden auch beim großen Prinzenpaartreffen in Schwabach.„Wir verstehen uns bei all unseren Auftritten als Repräsentanten der Karnevalsgesellschaft. Was man dabei aber gerne übersieht, ist die Tatsache, dass man dann selber kaum zum Feiern kommt“, so die Prinzessin. Beim Treuchtlinger Stadtball waren beide fast den ganzen Abend mit Begrüßungen beschäftigt.Aber das nehmen beide gerne in Kauf, begegnet man dem temporär adligen Paar doch mit viel Respekt und Anerkennung. Große Unterstützung gibt es dabei von der KG Treuchtlingen, die nicht nur die Kleidung bezahlt, sondern auch für die Fahrten zu den vielen Terminen aufkommt – und im Übrigen selber gerne mitreist, beim Nürnberger Flughafen schlug der Verein mit 21 Personen auf.So schön der ganze Faschingstrubel auch ist, die Anstrengung ist enorm. Wenn die fünfte Jahreszeit vorbei ist, steht wohl erst mal ein Erholungstag in der Altmühltherme an, auch das Stichwort einer eventuellen Kreuzfahrt ist zu vernehmen.Und dann kehrt schon wieder der Alltag ein, der der Prinzessin das Sich-Kümmern um Menschen mit psychischen Einschränkungen bringt und als Ausgleich das Trainieren der Nachwuchs-Karnevalisten.Jonas hingegen, der sichtlich stolz auf seine Verwurzelung in der Landwirtschaft ist, wird sehen, inwieweit er den Hof seiner Familie weiterführen kann. Dass er auch in der Vorstandschaft der FFW Rehlingen aktiv ist, zeigt er diskret mit seinem T-Shirt.Ein Prinzenpaar, das fest im Leben steht und auch für andere was leistet – eine gute Wahl der Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen, die sich noch auf viele Besucher bei den anstehenden Terminen freut.Info
Weitere Informationen unter www.kg-treuchtlingen.de