Ein sehr junges Prinzenpaar hat die Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen (KGT) in der bevorstehenden “fünften Jahreszeit”. 27 und 31 sind Andrea und Daniel Wagner – die Jüngs­ten seit Agnes und Bastian Geißelmeier vor acht Jahren. Was den Fasching angeht, ist aber zumindest Prinzessin Andrea eine “alte Häsin”. Karnevals-Küken Daniel muss nun mithalten: “Das kommt davon, wenn man ein Gardemädel heiratet”, nimmt er die Herausforderung locker.

Dass die waschechte Treuchtlingerin und der gebürtige Schambacher fit für den Fasching sind, wird schon nach den drei Stockwerken Treppe ohne Aufzug zu ihrer Wohnung in der Bahnhofstraße klar. Genauso sportlich nehmen Prinzessin Andrea II. (Nummer I war Andrea Hecker in der Session 2003) und Prinz Daniel I. auch ihr neues Amt. Denn Zeit zu viel hat das seit August dieses Jahres verheiratete Paar definitiv nicht. Neben Beruf und Karneval bauen die beiden gerade in Schambach ihr neues Zuhause, und gleich nach der Session stehen bei Grundschullehrerin Andrea die Zwischengespräche mit den Eltern an.

Bei Prinz Daniel ist das mit dem Job ein bisschen einfacher. Er arbeitet als Elektrotechniker bei der Alfmeier-Tochter k3works und hat von seinem Chef gleich nach der Bekanntgabe seiner „Krönung“ die Zusage bekommen, ganz nach karnevalistischem Bedarf Urlaub nehmen zu dürfen. Die Kehrseite: Den Spitznamen „Prinz“ wird der 31-Jährige im Labor wohl so schnell nicht mehr los.

Sofort zugesagt haben die Wagners dennoch nicht, als nur drei Wochen vor der Faschingsdämmerung der neue KGT-Präsident Patrick Geiger und Hofmarschall Markus Ruff vor ihrer Tür standen. Nichts Böses ahnend ließ Andrea sie herein, ist die 27-Jährige doch seit acht Jahren Trainerin der Kinder-Marschtanzgruppe und deshalb Besuche der Vereins-Oberen gewöhnt.

Mit sechs Jahren stand die begeisterte Tänzerin erstmals als Gardemädchen auf der Bühne der Treuchtlinger Stadthalle – „als kleiner Schlotfeger“, wie sie sich gern erinnert. Danach durchlief sie alle Formationen und ist heute zusammen mit Nadine Schöner und Jessica Fleischmann für die Choreografien der Kleins­ten zuständig. Zusammen mit Laura Eitzenberger vertreten die beiden sie auch, wenn sie als Prinzessin diesmal nicht gleichzeitig den Nachwuchs betreuen kann.

Das war neben Beruf und Hausbau auch eine der Fragen, über die Andrea und Daniel Wagner erst einmal eine Nacht schlafen mussten, bevor Präsident und Hofmarschall ihre Antwort bekamen. Die lautete dann aber doch „Ja“ – obwohl Prinzessin Andrea nach eigenen Worten „zuerst versucht hatte, alle möglichen anderen Kandidaten vorzuschlagen“. Nach dem ers­ten Lampenfieber bei der Faschingsdämmerung vor drei Wochen freue sie sich nun jedoch „sehr darauf, dass ich den Fasching auch einmal als eine Art Zuschauer erleben und genießen darf“.

Prinz Daniel findet es seinerseits „schön, einmal hinter die Kulissen der KGT zu schauen“ – was sonst nur seiner Frau vorbehalten ist. Denn der „Regent“ der bevorstehenden Session ist alles andere als ein Karnevals-Veteran. Klar, das ein oder andere Faschingstreiben hat er schon mitgemacht, kennt den traditionellen Schlachtruf der Altmühlstädter „Treuchtlingen A-ha!“, und bei seiner und Andreas Hochzeit stand der Elferrat sogar Spalier. Auf seiner ersten Prunksitzung war der 31-Jährige aber erst vor zwei Jahren. Davor kannte er nur den „normalen Fasching“, wie er das närrische Treiben andernorts von den „perfekt organisierten, niveauvoll-lustigen“ Bällen der KGT abgrenzt.

Rund 15 Auftritte stehen den jungen Hoheiten nun bevor, von der Inthronisations-Gala am 20. Januar über die traditionellen Sitzungen und Bälle in der Stadthalle bis hin zum Schambacher Kinderfasching, einem Besuch bei den Kollegen in Spalt oder dem großen Prinzentreffen in Schwabach. Von „Herzlichen Glückwunsch!“ bis „Ihr seid doch verrückt!“ reichten die Reaktionen der Freunde und Verwandten, unter denen sich die Nachricht, wer da diesmal auf dem Treuchtlinger Faschingsthron sitzen wird, wie ein Lauffeuer verbreitete. Eine ehemalige Kollegin von Prinzessin Andrea meldete sich keine 24 Stunden später sogar mit Glückwünschen aus Shanghai.

Richtig begeistert sind auch Andrea Wagners kleine Schützlinge in der Kinder-Marschtanzgruppe. „Die habe es erst gar nicht glauben wollen“, erzählt die Prinzessin mit liebevoll leuchtenden Augen. „Und dann wollten alle gleich wissen, wie ich meine Haare mache oder was für ein Kleid ich tragen werde.“ Auf letzteres werden die kleinen Tänzerinnen indes noch etwas warten müssen. Denn Farbe und Stil des von Dagmar Pössnicker maßgeschneiderten Kleids sowie das Motiv des von KGT-Künstler Eduard Raab gestalteten Prinzenordens sind bis zur Inthronisation streng geheim.

Auszug aus dem Treuchtlinger Kurier vom 01.12.2017 – TK Patrick Shaw