Am Samstagnachmittag haben Prinz Daniel I. und Prinzessin Andrea II. beim Rathaussturm der Karnevalsgesellschaft für die nächsten vier Wochen symbolisch die Herrschaft über die Stadt übernommen.

Kampflos gab Baum den Schlüssel zum Rathaus nicht ab und hatte erst noch ein paar Tipps für die Karnevalsgesellschaft parat, die ihren Vorstand neu aufgestellt hat. Der neue Elferratspräsident Patrick Geiger könne sich doch gut bei der Therme einbringen. Als „Virtuose am Mikrofon“ solle er die Moderation der Wassergymnas­tik übernehmen. „Vielleicht wird die Wassergymnastik in der Therme dann so bekannt, dass sie zum Publikumsmagnet wird und das Bad zur ungeahnten Erfolgsgeschichte macht.“

Die Geheimwaffe der KG sei laut Baum allerdings Zahnarzt Rainer Haubner. Der zweite Vorsitzende „ist im Straßenbau hervorragend einsetzbar, denn Löcher zu bohren und anschließend wieder aufzufüllen, dürfte für ihn kein Problem sein“. Um dem Vorschlag Nachdruck zu verleihen, hatte der Bürgermeister gleich das passende Arbeitsgerät mitgebracht: einen Schutzhelm, einen Eimer mit Zement und eine Bohrmaschine zum Umrühren.

Prinz Daniel freut sich, das Regiment in der Stadt übernehmen zu dürfen, denn Zuhause musste er es abgeben – seit vergangenen August ist er mit Prinzessin Andrea verheiratet. Doch zunächst wollte er vom Bürgermeister wissen, wie man denn eine Stadt regiert.

Wozu eine „Betonwüste am Partnerschaftsplatz mit Bonsaibäumen“ gut sei; warum die Karnevalsgesellschaft 250 Euro für den Aufbau der Bühne zahlen soll, während sie für das traditionelle Geldbeutelwaschen auf dem Wallmüllerplatz einen viel teuren, neuen Brunnen bekomme; und warum die Planungskosten bei der „Doppelgarage mit Sozialtrakt“ (Feuerwehrhaus Gundelsheim) mit 160.000 Euro so hoch seien. Doch der Faschingsprinz wollte nicht nur Schlechtes über die Stadt reden und forderte sein Fußvolk auf, öfter das kulturelle Angebot Treuchtlingens zu nutzen: „Hier ist so viel geboten, also raus aus den Löchern!“

Für seine vierwöchige Amtszeit bis zum Aschermittwoch hat er sich ein straffes Vier-Punkte-Programm überlegt: Zunächst soll das Bauamt entschleunigen, denn es hatte in der vergangenen Zeit in der Stadt viel zu tun. Demnach soll es sich nur noch um den geplanten Neubau des Prinzenpaars in Schambach kümmern.

Zudem verhängt Daniel einen Planungsstopp über die Straßen und will die Straßenausbaubeitragssatzung (SABS) abschaffen. Statt „Solche Ausgaben breiter streuen“, was sich für die Abkürzung mancherorts eingebürgert hat, will Daniel den „steuerpflichtigen Ausbau blitzschnell streichen“ – der Jubel der Zuschauer war ihm dafür garantiert.

Außerdem hat die närrische Hoheit verfügt, dass Schambach neuer Mittelpunkt Treuchtlingens wird, weil es da eh schon alles gibt, ein neues Feuerwehrhaus und nun sogar ein Adelsgeschlecht. Da müsse sich Gundelsheim noch ranhalten, etwa mit einem Prinzenpaar Klaus (Fackler) und Karl (Heckl). Zu guter Letzt soll die Straßenbeleuchtung in der närrischen Zeit auch tagsüber angeschaltet bleiben, damit jeder den Weg findet – egal wie viel er getrunken hat.

Für den Bürgermeister gab es dann ganz nüchtern noch eine Aufgabe zu erfüllen. War es im vergangenen Jahr bei Banker und Prinz Matthias (Strauß) noch das Geldsortieren, so hat sich der Elektrotechniker Daniel ein Rennen ausgedacht. Mit dem emissionsfreien Bobby-Car sollte es einmal um den Brunnen am Rathausplatz gehen. Die Rampe herunter sind beide noch gut gestartet, doch Bürgermeis­ter Baum kam um einiges nach Prinz Daniel ins Ziel.

 Damit die Stadträte die Vorschläge ihres Gemahls auch umsetzen, hat sich Prinzessin Andrea ein besonderes Programm ausgedacht. Da sie im bürgerlichen Leben Lehrerin ist, legt sie viel Wert auf Disziplin. So sollen sich an den kommenden Samstagen alle Räte um 20.11 Uhr zur Sitzung in der Stadthalle treffen – nämlich zur Benefizgala (20. Januar) und den beiden Prunksitzungen (27. Januar/3. Februar).

Damit es die versammelten Ratsmitglieder – sechs an der Zahl – auch ja nicht vergessen, stand noch eine närrische Tanzstunde auf dem Programm: Zu fröhlichen Liedern wurde einzeln und als Paar getanzt, bevor die Räte den roten Teppich räumten und ihn für die Kinder freimachten. Die freuten sich schon über den anschließenden Bonbon-Regen.

Auszug aus dem Treuchtlinger Kurier vom 15.01.2018 / TK – Benjamin Huck