Bei der Bürgermeisterwahl 2014 waren Werner Baum und Matthias Strauß Konkurrenten. SPD-Mann Baum konnte sein Amt verteidigen, CSU-Chef Matthias Strauß blieb der Sitz im Stadtrat. Zumindest beim Rathaussturm am Samstagnachmittag konnte letzterer als Prinz Matthias II. das Rathaus im Auftrag der KG-Narren übernehmen.
Die Stadtkapelle spielte Musik und der Elferrat stand Spalier, als Bürgermeister Werner Baum von zwei Gardemädchen aus dem Rathaus geleitet wurde. Ganz wehrlos übergab der „rote“ Amtsinhaber den Stadtschlüssel nicht an seinen „schwarzen“ Gegenspieler, der in petrolfarbener Festkleidung auftrat. „Schließlich ziehen mit dem Elferrat lauter Rote ins Rathaus ein“, scherzte Baum. Doch die roten Paradeuniformen verbargen die Mitglieder des Elferrats angesichts der Kälte lieber in schwarzen Mänteln…
Bürgermeister Baum fand, dass die Wahl von Prinz Matthias II. ja gar nicht so schlecht sei: „Der Prinz ist mit den Vorgängen in unserer Gesamtgemeinde inzwischen gut vertraut und kann somit ohne lange Einarbeitungszeit sofort mit dem Regieren beginnen.“ Strauß’ Hauptberuf ist Banker. Der Bürgermeister fragte, ob nun das Rathaus geschlossen und durch einen Selbstbedienungsautomaten ersetzt wird?
Die Retoure kam prompt: Er habe nicht vor, das Rathaus zu schließen, sagte Prinz Matthias II.; vielmehr möchte er darin überall Schwarzlicht anbringen. „Dann sehen die roten Zahlen gleich besser aus.“ Außerdem sei er Bergsteiger und schwindelfrei, was angesichts des Schuldenbergs der Stadt auch nötig sei. Da Geld bei den Banken gerade nicht viele Zinsen abwirft, hatte der Faschingsprinz einen sicheren Anlagetipp für die Moneten der Stadt parat: „Wir kaufen Wettelsheimer Bier, da gibt’s wenigstens fünf Prozent.“ Alkoholgehalt wohlgemerkt – nicht Sparzins.
Und außerdem habe mancher Investitionsstau auch etwas gutes. So könne Treuchtlingen mit einem Offroad-Park in der Stadt werben: der Schwarzfeldstraße. „Innenstadt-Quad-Tour mit dem Heckls Karl“, so die Idee des Prinzen.
Matthias II. wollte zugleich prüfen, ob der Bürgermeister ein gutes Händchen in Sachen Geld hat und breitete hunderte Zwei-Cent-Münzen über den auf der Bühne stehenden Tisch aus. Hatte Bürgermeister Baum im vergangenen Jahr noch für Prinz Markus III. – dem Wirt der Wallmüllerstuben – Kartoffeln schälen müssen, ging es nun ans „Rollieren“.
Jeder musste viermal 50 Zwei-Cent-Münzen stapeln und sie in Papier einwickeln. Was dem Sparkassenbetriebswirt spielend gelang, schaute beim Bürgermeister etwas schief aus. Das Ergebnis wurde ins Publikum geworfen und ging schon in der Luft wieder auseinander. Doch keine Sorge: Für die Kinder gab es dann im Anschluss auch normale Bonbons zu kauen.
Richtig körperlich ran mussten indes die Mitglieder von Stadtrat und Elferrat. Zwar waren nicht alle aus dem politischen Gremium gekommen, dennoch traten die anwesenden sehr wacker beim Seilziehen gegen den Elferrat an – zu dem sich auch Bürgermeister Baum und Prinz Matthias II. gesellten. Die Frau- und Mannstärke der Stadträte reichte aber nicht aus, um das Duell zu gewinnen. „Aber immerhin haben sich die Stadträte schon mal fürs Tauziehen am Volksfest qualifiziert“, scherzte KG-Elferratspräsident Markus Bartel.
Deutlich kälter als beim sommerlichen Volksfest war’s am Samstagnachmittag auf dem Rathausplatz, Pizza und Glühwein der Elferratsfrauen sorgten für die nötige Wärme, bis der Schneefall der Veranstaltung ein Ende bereitet hatte. Die KG startete mit dem Rathaussturm in ihr Jubiläumsjahr: 66 Jahre ist die Gesellschaft alt – also sechs Mal die närrische Zahl elf. Am nächsten Samstag, 21. Januar, geht die Narretei schon weiter mit der Benefiz-Gala anlässlich der Inthronisation des Prinzenpaares Matthias II. und Manuela I. in der Stadthalle.
Auszug aus dem Treuchtlinger Kurier vom 16.01.2017 / TK – Benjamin Huck