Am heutigen Donnerstag wäre eigentlich Weiberfasching. Dieser Tag ist traditionell der Auftakt eines Wochenendes voller Narretei und Lachen. Ein Wochenende der Faschingsfreuden, der sorgenfreien Zeit mit Kollegen, Freunden und Familie, in der niemand ernst bleiben muss – oder gar darf. Lange glaubte die Karnevalsgesellschaft Treuchtlingen, dass ein solcher Auftakt ins lange Faschingswochenende heuer wieder möglich ist. Doch nach und nach wurde die Session abgesagt, zum zweiten Mal in Folge.

Nun aber zur guten Nachricht: Die KG akzeptierte die Absage, entschied sich dagegen, Trübsal zu blasen, und bringt stattdessen den Fasching in insgesamt 111 Haushalte im Gemeindegebiet von Treuchtlingen.

Unfrankierte Päckchen, auf denen nur der Name des Empfängers prangt, erreichten alle Sponsoren und Gönner, die Senatoren und Ehrensenatoren sowie die Freunde der KGT. „Was das wohl sein kann?“, dachte sich wohl manch einer, der gar keine Lieferung erwartet hatte. Darin wartete dann ein kleines „Care-Paket“ voll Faschingsfreude: Eine rote Clownsnase, ein Fläschchen Sekt und Konfetti hatte die KG zusammengepackt. Dazu wird der Absage des Faschings in einem persönlichen Brief eine Absage erteilt. „Jetzt ist die fünfte Jahreszeit, Fasching wird gefeiert, macht euch bereit“, beginnt das Gedicht an alle Narrenschwestern und Brüder.

Die KG hat ein Päckchen „voller Saus und Braus“ zusammengestellt, um Spaß und Freude nach Hause zu transportieren. Das alles ist verbunden mit der Hoffnung, dass ihre Faschingsfreunde ihnen treu bleiben mögen.

In den sozialen Netzwerken wie etwa auf Facebook teilten einige stadtbekannte Personen, etwa Politiker und Vereinsvorsitzende, Fotos und kurze Videos mit roter Clownsnase und Hütchen. Die KG Treuchtlingen hat es offensichtlich geschafft, die Euphorie zu schüren.

Gleichzeitig hat das Päckchen aber auch einen ernsten Hintergrund: Explizit erwähnt ist, dass die KG optimistisch bleibt, aber auch für die Zukunft auf Spenden hofft – und auf sie angewiesen ist. In diesen Zeiten ist das mehr denn je der Fall, betont der erste Vorstand Jürgen Scheuer im Gespräch mit dieser Zeitung.

In dieser Session waren die Faschings-Orden bereits fertig, 50 Kostüme wurden in der Schneiderei angepasst und der Narrenbote gedruckt. „Es hat uns voll erwischt“, räumt Scheuer ein, denn diese Kosten lassen sich nun nicht durch die Gewinne von Veranstaltungen auffangen. Gleichzeitig laufen die Fixkosten munter weiter, darunter etwa Gema-Gebühren für das regelmäßige Training der Karnevalisten mit musikalischer Begleitung oder auch die Miete. „Ohne unsere Gönner und Sponsoren könnten wir unsere Aktivitäten schon jetzt nicht weiter aufrechterhalten“, lautet Scheuers Fazit. Umso dankbarer ist die KG um eine Geldspende – trotz des ausbleibenden Faschingsprogramms.

Der aktuelle Faschings-Orden der KG Treuchtlingen hat einen ernsten Hintergrund: die Corona-Pandemie. Geformt ist die ansonsten runde Medaille daher wie das Corona-Virus, gehalten in den Farben Gold und Schwarz. Abgebildet ist darauf ein Harlekin, der die Stadtfarben von Treuchtlingen, also blau und gelb, trägt. Er ist mit einer Injektionsspritze zur Virusbekämpfung bewaffnet.

Ehrenhofmarschall Jürgen Weiler hat den Orden gestaltet und ausgeführt. In ihrem diesjährigen Narrenboten beschreibt die KGT diesen als „ein echtes Schmuckstück – wenn der Hintergrund nicht so traurig wäre.“

Auszug aus dem Treuchtlinger Kurier vom 24.02.2022 / Lidia Piechulek